Mittwoch, 18 September 2024, 397611 km
Was noch nicht jeder gesehen hat
Hat sich hier jemand schon mal die Aufnahmen der Heckklappenscharniere im Dach des S124 angeschaut? Ich meine, so ganz genau angeschaut? Ich bin mir ziemlich sicher, dass die meisten gar nicht wissen, welche Rostnester sie da haben.
Bei eingebauter Heckklappe ist praktisch gar nichts zu sehen. Wer ganz genau schaut, erkennt eventuell ein paar Bläschen zwischen der Kabeldurchführung und dem Scharnier aber mehr nicht. Nach dem Ausbau der Heckklappe mitsamt Kabeldurchführungen kommt dann die erste Erkenntnis: Oh, das sieht aber gar nicht so gut aus.
Im nächsten Schritt werden dann die Scharniere ausgebaut. Auf der einen Seite ist das ein ziemliches Gefummel, weil man die Scharniere zuvor weit geöffnet haben muss und dann nur mit einer ganz bestimmten Drehbewegung herauskriegt, auf der anderen Seite ist das aber auch hohe Ingenieurskunst: Wie lange haben die Entwickler wohl daran gearbeitet, bis das Scharnier so platzsparend, wie möglich, gerade so in den Schacht einzusetzen ging?
Nachdem der Schacht leer ist, zeigt sich das ganze Ausmaß: Quelle des Rosts sind die Kontaktflächen zwischen Scharnier und Karosserie. Hier ist die Grundierung im Tauchbad gar nicht überall hingezogen, so dass stellenweise blankes Blech zu sehen ist. Früher oder später schafft es Feuchtigkeit dazwischen und hat dann leichtes Spiel.
Auch der Rest des Schachts hat nur einen Hauch von Lackschicht drauf, da man an diese Stellen beim Lackieren nur sehr schlecht drankommt. Da man bei der Produktion das Auto sogar mit bereits montierter Heckklappe lackiert hat, ist davon auszugehen, dass diese Bereiche gar nicht ausreichend lackiert worden sein konnten.
Die beste Lösung zur Rostbeseitigung wäre Sandstrahlen. Das setzt jedoch voraus, dass das gesamte Interieur ausgebaut wird, denn staubdicht kriegt man es niemals geschützt. Schleifgeräte scheiden aufgrund von Platzmangel aus, so dass man mit schlanken Fingern und kleinen Stücken Schleifmittel den Rost, so gut es geht, entfernen muss.
Da sich auf diese Weise das Blech niemals porentief entrosten lässt, habe ich mich für eine Grundierung mit Brantho Korrux in mehreren Schichten entschieden. Scharniere und Aufnahmen werden getrennt lackiert, damit diesmal eine gute Schutzschicht auf den Kontaktflächen ist. Nach dem Einbau kommt über alles nochmal eine weitere Lackschicht.
Was man sich ebenso genau anschauen sollte, sind die Gummitüllen um die Gasdruckdämpfer: Bei mir sind alle vier Stück bereits irgendwann einmal mit Flüssiggummi repariert worden, da sich die Gabel des Dämpfers durch die Tülle geschliffen hat. Auch wenn am Scharnier eine Abdeckung aufgeschoben ist, die ein Eindringen von Wasser bei geschlossener Heckklappe unterbinden soll, ist hier mit Wassereinbruch zu rechnen.