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Samstag, 28 Oktober 2000, 130695 km

Schalloptimierung: Infinity Kappa 1.1CS

Sobald der Wunsch nach klanglicher Qualität im Auto aufkommt, fangen bei den meisten schon die ersten Gewissensbisse an. Ist das Auto noch original, wenn auf dem Radio nicht Becker steht? Was ist, wenn ich nur CDs höre und das originale Radio bestenfalls Kassetten abspielt? Wo die Originalität aufhört muss jeder selbst für sich bestimmen. Für mich persönlich war die Grenze immer klar: Es darf verändert werden, was sich schnell und problemlos wieder in den Urzustand zurückversetzen lässt. Das bedeutet, solange am Kabelbaum nichts abgeschnitten wird und man einen Adapter verwendet, spricht nichts gegen ein moderneres Radio. Für die Lautsprecher gilt das im Prinzip auch, doch die vorhandenen Einbauplätze bieten nicht gerade den idealen Platz. In der vorgegebenen Größe findet man als klanglich verwöhnter Musikhörer wohl kaum halbwegs brauchbare Lautsprecher. Was bleibt, ist die Suche nach einem anderen Einbauort, ohne irgendetwas nachhaltig am Fahrzeug zu verändern. Ich habe zwar schon den einen oder anderen gesehen, der sich die Regallautsprecher aus der Wohnung auf seine Rückbank gelegt hat, doch ist dies nicht nur unpraktisch, sondern auch gefährlich, da die Lautsprecher, welche wohl in den seltensten Fällen ausreichend befestigt sind, im Falle einer starken Bremsung oder eines Auffahrunfalls wie Geschosse nach vorne kommen und alles mitnehmen, was ihnen im Weg ist.

Offen zugegeben hat das Coupé der Baureihe 126 hier einen entscheidenden Vorteil, da die Staukästen in der Hutablage im Gegensatz zu vielen anderen Modellen nicht fest integriert sind, sondern einfach in entsprechende Aussparungen eingesetzt und mit 3 Schrauben befestigt sind. Wer auf die Staukästen verzichten kann, hat hier den idealen Einbauplatz für gute Lautsprecher, ohne an den Einsatz von Flex, Säge oder Bohrer denken zu müssen. Aber bevor jetzt alle Limousinenfahrer verzweifeln: Die Hutablage ist einfach herauszunehmen und wenn man ein gebrauchtes Ersatzteil hierfür findet, spricht nichts dagegen, die Klappen der Staukästen aus dem Ersatzteil herauszutrennen. Das Originalteil kann für eine spätere Rückrüstung im Keller gebunkert werden. Durch das entfernen der beiden Staukästen entstehen zwei rechteckige Ausschnitte in der Hutablage, die in den Kofferraum hin offen sind und den Blick auf den darunter liegenden Tank freigeben. Die Einbautiefe bis zum Tank reicht für die meisten Lautsprecher aus, allerdings sollte man hier im Zweifelsfall lieber nachmessen. Für das hier eingebaute Infinity Kappa 1.1CS System war sie jedenfalls ausreichend.

Die meiste Arbeit ist das Anfertigen eines Bords, welches die Lautsprecher trägt und auf die Hutablage montiert wird. Das Bord wird nach Fertigstellung und Bestückung einfach auf die Hutablage aufgelegt und mit dieser verschraubt. Ein Bohren von irgendwelchen Löchern entfällt hierbei vollständig, es wird nichts zerstört. Als Material für das Bord bietet sich MDF an, was in verschiedenen Stärken in jedem Baumarkt zugeschnitten werden kann. Die Gesamtstärke beträgt 18mm, wobei man für den versenkten Einbau der Lautsprecher entweder eine Oberfräse braucht, oder zwei Bretter in den Stärken 12mm und 6mm später miteinander verleimt. Das fertig bestückte Bord wird mit einem elastischen Stoff bespannt, den man in allen möglichen Farben in jedem Kaufhaus findet.

Da ein einfaches viereckig geschnittenes Brett zumindest in der Hutablage des 126ers ziemlich unprofessionell wirken würde, werden die Kanten der Form der Hutablage angepasst. Beidseitig der Hutablage sind die etwa 5cm hohen Räume, in denen die original Lautsprecher montiert sind. Das Brett wird demnach etwas breiter als die ebene Grundfläche gewählt, damit die seitlichen Kanten von unten her abgeschrägt werden können. Somit schmiegen sie sich an die Schrägen der Hutablage. Ebenso wird die vordere Kante des Bords nach unten hin abgeschrägt, damit sie eine Linie mit den Seitenteilen der Hutablage bildet. Die hinteren Ecken des Bords sind mit einem Radius von 7cm gerundet, damit sie sich harmonisch in das Bild der Hutablage einfügen. Zudem ist die hintere Kante ebenfalls in einem Winkel von 45 Grad nach unten abgeschrägt.

Die Größe der beiden Ausschnitte der Hutablage bestimmen die Maximalmaße der Lautsprecher. Im Falle des 126er Coupés sind die Ausschnitte beide 19,7cm tief, wobei der linke Ausschnitt mit 27cm schmaler ist als der rechte mit 41cm. Für das Infinity 1.1CS-System reicht die Größe. Der größere rechte Ausschnitt bot zudem noch Platz für die Frequenzweiche. Von oben betrachtet nehmen die Lautsprecher zwar mehr Platz ein, als die Ausschnitte bieten, doch laufen die Lautsprecher nach unten zum Magneten hin schmaler aus. Da die Lautsprecher ja erst durch das Bord müssen, anschließend durch die teppichbespannte Hutablage (welche übrigens größere Ausschnitte hat als das darunter liegende Blech), erreichen sie erst in einer Einbautiefe von 2,5 bis 3cm Tiefe das Blech der Hutablage. Bis dahin sind sie konisch schon wesentlich schmaler geworden, so dass sie bequem durch die Aussparungen passen.

Um die Einbauposition der Lautsprecher zu bestimmen, empfiehlt es sich, vorher die zur Verfügung stehenden Ausschnitte der Hutablage mit einem Bleistift auf die MDF-Platte zu übertragen. Wer eine Oberfräse besitzt und mit dieser umgehen kann, wird die Lautsprecherausschnitte den (üblicherweise beiliegenden) Schablonen entsprechend einfach in die MDF-Platte schneiden und die oberen Kanten mit der Oberfräse bearbeiten, bis die Lautsprecher versenkt in das Bord passen. Die Alternative ist ein wenig umständlicher, soll aber hier nicht vernachlässigt werden: In das stärkere Brett werden die Lautsprecherausschnitte entsprechend der Schablonen gesägt. Bei beiden Methoden ist übrigens darauf zu achten, dass zwischen den einzelnen Lautsprecherausschnitten genügend Material verbleibt, um die MDF-Platte nicht zu sehr zu schwächen und einen späteren Bruch zu riskieren. 3cm sollten in jedem Fall verbleiben. Nachdem die ausschnitte in das stärkere Brett gesägt wurden, werden die Lautsprecher hineingesetzt und das dünnere Brett passgenau oben drauf gelegt. Nun müssen beide Bretter zusammen auf den Kopf gelegt werden. Nimmt man nun vorsichtig (ohne zu verrutschen) das stärkere Brett ab, liegen die Lautsprecher mit den Membranen nach unten auf dem zweiten Brett. Nun können die äußeren Umrisse der Lautsprecher mit einem Bleistift angerissen werden und danach ausgesägt werden. Beide Bretter können nach Entgratung der Sägekanten miteinander verleimt werden.

Der nächste Schritt bedeutet zumindest für denjenigen Arbeit, der keine Oberfräse besitzt: Die Kanten des Bords müssen abgeschrägt werden, um es in die Hutablage einzupassen. Zuerst werden die vordere und hintere Kante abgeschrägt. Während die Schräge bei der vorderen Kante 45 Grad betragen sollten, damit sie mit den Formen der Hutablage fluchtet, ist die hintere Schräge frei wählbar. Allerdings sollte man bei der hinteren Schräge berücksichtigen, dass sie zu den Seiten hin ausläuft, da die seitlichen Kanten nicht wie die vordere und hintere von oben her abgeschrägt werden, sondern von unten her. Zieht man die hintere Schräge um die Rundungen herum, würde man

unweigerlich in einer nicht gewollten Schräge der Seiten nach unten hin enden. Anschließend werden die beiden Seiten von unten her ebenfalls mit einem Winkel von 45 Grad abgeschrägt. Nachdem alle mehr oder weniger scharfen Kanten mit Schleifpapier leicht verrundet wurden, kann das Bord erstmalig in die Hutablage eingepasst werden. Wurden alle Arbeitsschritte mit der notwendigen Sorgfalt ausgeführt, schmiegt sich das Bord sanft gegen die seitlichen Erhöhungen der Hutablage und fluchtet mit deren vorderer Schräge.

Nun können die Löcher für die Befestigungsschrauben der Lautsprecher gebohrt werden. Es empfiehlt sich sehr, diese nicht mit Treibschrauben im Holz zu verschrauben, da diese Art der Befestigung nicht lange den Vibrationen standhält. Hier sind Schrauben mit Krallenmuttern angebrachter. Die Muttern werden von unten her in der Schraubbohrung angesetzt und mit einem Hammer eingeschlagen. So nehmen sie keine zusätzliche Einbautiefe ein und müssen später nicht mit einem Werkzeug gegen gehalten werden. Weiterhin können nun die Schraubenlöcher für die Befestigung des Bords auf der Hutablage gebohrt werden. Zuerst sollten die Löcher von oben her mit einem der Schraubenkopfbreite entsprechenden Bohrer leicht angebohrt werden, damit die Schraubenköpfe in der MDF-Platte versenkt liegen. Erst danach werden mit einem kleineren Bohrer die Löcher ganz durchgebohrt. Würden diese zuerst gebohrt werden, hätte man für die spätere Ansenkung keine Zentriermöglichkeit mehr. Ausnahme: Man nimmt Senkkopfschrauben und lässt die Vertiefung für den Schraubenkopf mit einem Senkbohrer ein. Besser ist allerdings die Wahl von Schlossschrauben, da diese sich in ihrer Bohrung festklemmen und beim späteren Verschrauben nicht mehr von oben her gehalten werden müssen.

Die Schrauben sollten einen Abstand von etwa 1cm zur Kante der Hutablagenaussparung haben, so dass die Gewinde durch die Hutablage in den Kofferraum hineinragen. Von unten wird dann ein gelochtes Winkeleisen auf jedes Schraubgewinde geschoben und mit einer (Flügel-)Mutter befestigt. Das ganze Bord wird somit von unten her mit der Hutablage verklemmt. Die mit Teppich bespannte Hutablage hat hierbei noch den Vorteil, dass sie den Fahrzeuginnenraum gegen den Kofferraum (unseren Resonanzkörper) abdichtet. Das fertige Bord sollte nun vor Bestückung und Bespannung noch mit einer wetterfesten Lasur dünn bestrichen werden. Auch wenn MDF relativ unanfällig gegen Verzug durch Feuchtigkeit ist, sollte man es gegen Nässe schützen. Besonders im Bereich der Heckscheibe hält sich Feuchtigkeit bei kaltem und nassen Wetter besonders gerne und hinzu kommt die Problematik, dass unsere Heckscheibendichtungen unheimlich gerne undicht werden, ohne dass man es merkt.

Anschließend werden zunächst die Lautsprecher in der MDF-Platte befestigt und diese danach mit Stoff bespannt. Wer es sich einfach macht, legt den Stoff einfach etwa 5 bis 10cm um die Kanten herum und verklebt ihn. Allerdings kommt man so nicht mehr an die Lautsprecher heran und muss den Stoff bei einer späteren Demontage zerstören. Vorteilhafter ist eine Lösung, bei der sich der Stoff später einfach wieder abnehmen lässt. Zum einen ist es möglich, dass der Stoff aufgrund mangelnder Qualität schon nach ein bis zwei Jahren ausgeblichen ist und eine völlig andere Farbe als die ursprüngliche hat, zum anderen sollte man zumindest die Möglichkeit haben, die Schrauben der Lautsprecher nachziehen zu können.

Eine einfache Lösung ist selbstklebendes Klettband an der Unterseite der MDF-Platte. Zumeist ist es nicht einmal erforderlich, die Gegenstücke aus Filz am Stoff anzunähen, da dieser selbst gut genug an den Klettstreifen haftet. Zudem wird er beim Verschrauben des Bords in der Hutablage fest zwischen Teppich und Klettband eingeklemmt, so dass er nicht verrutschen kann. Eine Weitere Möglichkeit ist das Setzen einer Reihe von kleinen Nägeln an der Unterseite des Bords entlang der Kanten. Die Nägel werden nicht ganz herein geschlagen und die Köpfe mit einem Saitenschneider abgeschnitten, so dass sie wie eine Reihe spitzer Zähne aus der Unterseite des Bords herausragen und sich durch die Stoffbespannung bohren.

Wer nun keine höherwertigen Lautsprecherkabel verlegen will oder eine Endstufe hinzurüstet, kann die Lautsprecher (besser: die Frequenzweiche) einfach mit den an der Hutablage liegenden Lautsprecherkabel verbinden. Im Einzelfall sind hierzu Verlängerungskabel nötig. Zu beachten ist, dass die Klemmvorrichtungen des Soundbords in den ersten Monaten ab und zu nachgezogen werden müssen, da sich das Bord noch setzt. Der Teppich der Hutablage wird aber auch auf lange Sicht keine Schäden durch den Anpressdruck des Bords trage, da dieses großflächig aufliegt. Lediglich die freien Stellen werden durch spätere Sonneneinstrahlung stärker ausgeblichen als die durch das Bord abgedeckten, so dass bei einer späteren Rückrüstung der Staukästen eventuelle Farbunterschiede zu sehen sind.

Zuletzt noch ein paar Worte zum Infinity Kappa 1.1CS: Es wird seit vielen Jahren hergestellt und gilt bis heute als Referenzsystem unter den Fahrzeuglautsprechern. Der Preis ist in den Jahren deutlich gesunken, nicht zuletzt durch kostengünstigere Herstellung. Kostete es früher weit über 1400 DM, legt man heute gerade noch etwa 200 Euro dafür hin. Der geringe Preis tut der Qualität allerdings keinen Abbruch. Im Gegenteil sind die Lautsprecher über die Jahre weiterentwickelt worden und haben heute witterungsunempfindlichere Kunststoffmembrane. Die alten Kalottenhochtöner sind im Laufe der Jahre Bändchenhochtönern gewichen. Allerdings sollte man wissen, dass besonders Bändchenhochtöner sehr empfindlich auf Überlastung reagieren. Das bedeutet aber nicht, wie so oft fälschlicherweise angenommen, dass die Endstufe in ihrer Leistung unter der Belastungsgrenze der Lautsprecher liegen sollte. Im Gegenteil: Die Sinusangaben von Infinity entsprechen realitätsnahen Werten und somit sollte man lieber eine Endstufe wählen, die in ihrer Sinusleistung darüber liegt. Die Gefahr für einen Lautsprecher besteht nicht so sehr in einer zu hohen, aber sauberen Ansteuerung, sondern vielmehr durch ein Signal, welches im Grenzbereich gefahren wird.

Die Schallwellen werden als elektrische Schwingungen auf die Spulen der Lautsprecher übertragen, welche aufgrund zu hoher Belastung überhitzen können. Wird der Lautsprecher durch ein sauberes Signal zu hoch angesprochen, wird die Spule nur ab und zu Pegelspitzen verarbeiten müssen, welche die Sinusgrenze überschreiten. Wesentlich schlimmer als diese Impulse (die in Bereichen von Millisekunden liegen) sind Gleichspannungen, welche auftreten, wenn eine Endstufe nicht stark genug ist und die Signalspitze bei Erreichen der Leistungsgrenze abgeschnitten wird. Das ursprünglich kurvenförmige Signal landet beim Lautsprecher als Gerade (konstante Gleichspannung) und gibt der Spule deutlich mehr Zeit, sich zu erhitzen. Wer also in einen etwas lauteren Klanggenuss kommen will (das Infinity-System kann trotz seiner recht geringen Größe durch ordentlichen Druck überzeugen), sollte in jedem Fall lieber zu einer ausreichend dimensionierten Endstufe greifen, anstatt das Radio bis zum Anschlag aufzudrehen.